Zeitungsbericht Zukunft TSC

WR -Bericht - "Seit Attentat wäge ich Risiken anders ab" - Ein Interview von Heinz-G. Lützenberger mit Andreas (Andy Specht) vom 09.09.2021

Schwelm. Der Tauchsportclub (TSC) Schwelm ist 55 Jahre jung und hat diesen Geburtstag im Schwelmer Freibad gefeiert. Mit dabei: Andreas Specht. Der Tauchlehrer war viele Jahre erster Vorsitzender des TSC Schwelm und musste aus beruflichen Gründen das Amt abgeben. Seine berufliche Verwendung in Bonn – Specht ist dort Bundeswehrangehöriger und hat Auslandseinsätze im Kosovo und in Afghanistan absolviert –  lässt ein dauerhaftes Engagement im Verein nicht zu. Es wird daher bei gelegentlichen Unterstützungsleistungen bleiben. Wir sprachen mit dem Tauchlehrer.

Herr Specht, wie war es, wieder bei einer Schwelmer Tauch-Veranstaltung aktiv mitzuwirken?
Specht:  Der TSC hatte mich gebeten, beim Schnuppertauchen zu unterstützen, und dieser Bitte bin ich natürlich gern gefolgt. Das war wie ein Nachhausekommen.

Was hat Sie besonders positiv bewegt, als der 55. Geburtstag im Freibad mit vielen Programmpunkten begangen wurde?
Es war schön festzustellen, dass der TSC noch immer wie eine große Familie interagiert. Das geht über ein normales Vereinsleben weit hinaus. Neben dem Tauchsport ist uns das Für- und Miteinander auf der menschlichen Ebene wichtig. Als TSC’ler sind wir füreinander da: über wie unter Wasser. Das war auch an diesem Tag wieder deutlich spürbar.

Waren Sie mit der Resonanz zufrieden?
Sehr. Der Austragungsort mit dem Schwelmer Freibad war gut gewählt, und mit dem kostenlosen Schnuppertraining für alle interessierten Badegäste ausgerichtet. Die Liste der bereits im Vorfeld eingegangenen Anmeldungen zeigte deutlich, dass alle Altersgruppen von unserem Angebot angesprochen wurden. Die jüngste Teilnehmerin war gerade einmal acht Jahre, der Älteste nahezu 70 Jahre alt.

Wie war der Ablauf in etwa des Festes zum 55. Geburtstag des Tauchsportclubs Schwelm?
Von 11:00 Uhr bis 14:00 Uhr war das Schnuppertauchen angesetzt. Nach einer Kurzeinweisung in die Funktionsmerkmale der Tauchausrüstung und die wichtigsten Sicherheitsbestimmungen halfen erfahrene Mitglieder den angehenden Taucherinnen und Tauchern bei der Anprobe von Flossen, Maske und Jacket. Im großen Schwimmbecken haben die Tauchlehrer des TSC übernommen, um Jung und Alt die Faszination der Schwerelosigkeit unter Wasser zu vermitteln.
Im Anschluss hieß es „Alle gegen des TSC“. Hier durften Interessierte, die sich herausgefordert fühlten, gegen die Profis vom TSC in den Disziplinen „Zeit- und Streckentauchen“ antreten. Die besten Teilnehmer wurden abschließend durch unseren ersten Vorsitzenden Wolfgang Klein im Rahmen einer Siegerehrung gewürdigt.
Parallel hierzu konnten sich die Bürgerinnen und Bürger Schwelms am eigens hierfür eingerichteten Info-Stand über alle Aspekt des technischen Tauchens informieren.
Ab 17:00 Uhr war dann der öffentliche Teil der Veranstaltung beendet, und der TSC feierte sein 55-jähriges Bestehen ausgelassen mit Musik und Tanz bis in die Abendstunden.

Wie waren die Reaktionen auf das Angebot des Schnuppertauchens an diesem Tag?
Überwältigend, so mein Eindruck. Die Teilnehmenden zeigten sich ausnahmslos begeistert von der spielerischen Leichtigkeit ihres ersten Tauchganges und der Professionalität der Ausbildung. Die Nachfrage nach dem Erwerb des sogenannten Grundtauchscheins, der vom TSC für lediglich 50 Euro angeboten wird, war dementsprechend groß.

Sie haben viel Herzblut in den Sport gesteckt, haben sich als Tauchlehrer und als Vorsitzender engagiert. Wie ließ sich das mit Ihren Bundeswehreinsätze vereinbaren?
Während der Einsätze konnte ich als Tauchlehrer natürlich nicht aktiv sein. Meine Amtsgeschäfte als 1. Vorsitzender wurden durch meinen Vertreter bzw. den Vorstand des TSC jedoch reibungslos weitergeführt. Parallel haben wir uns aus der Ferne mit den zur Verfügung stehenden Kommunikationsmitteln immer wieder kurzgeschlossen.

Doch irgendwann ging es nicht mehr. Warum war vor sieben Jahren Schluss?
Anfang 2014 wurde ich nach Sankt Augustin und anschließend Bonn versetzt. Einen Verein wie den TSC leitet man nicht mit digitalen Mitteln, hier ist die Nähe zu den Menschen unabdingbar. Tägliches Pendeln kam nicht in Betracht, also habe ich im Interesse des Vereins die Reißleine gezogen und mein Amt zur Verfügung gestellt. Das fiel schwer. Umso schöner ist es zu wissen, dass wir mit Wolfgang Klein einen hervorragenden und engagierten ersten Vorsitzenden haben. Der Verein liegt bei ihm in den besten Händen.

Sie und Wolfgang Klein kennen sich schon länger?
Wir sind seit vielen Jahren befreundet. Wolfgang hat mir das Tauchen beigebracht und war mein Mentor durch meine gesamte Tauchausbildung bis hin zum Abschluss als Tauchlehrer.

Sie waren vor vierzehn Jahren in Afghanistan. Wie verfolgen Sie die derzeitige Lage?
Nach 20 Jahren ist der Einsatz der Bundeswehr dort jetzt beendet.  Afghanistan ist ein Land, welches nachhaltig durch die Stammeskultur geprägt wurde und wird. Inwieweit wir den Menschen dort das Verständnis für demokratische Werte und föderalistische Strukturen nahebringen konnten bleibt abzuwarten. Die Machtübernahme durch die Taliban ist auf diesem Weg leider ein großer Schritt zurück.

Wie lange waren Sie in Afghanistan? Wie hat Sie der Einsatz dort geprägt?
Ich war 2007 für ein halbes Jahr dort. In dieser Zeit habe ich viel über mich gelernt und darüber, wie mit Risiken umzugehen ist. Afghanistan ist ein wunderschönes und wildes Land. Die Zeit und die Erfahrungen, die ich dort machen durfte und auch musste, möchte ich nicht missen.

Aber es gab auch ein schreckliches Ereignis?
Ja, bei einem Bombenattentat sind drei Soldaten meiner Einheit getötet worden.

Prägt Sie dieses Attentat auch für den Tauchsport?
Seitdem betrachte ich vieles aus anderen Blickwinkeln. Vor Allem der Umgang und die Abwägung von Risiken für die Menschen, für die ich beim Tauchen verantwortlich bin, hinterfrage ich seither anders.

Wie sieht derzeit Ihr Engagement beim Tauchsportclub Schwelm aus?
Wegen der Pandemie bin ich derzeit zum Homeoffice verpflichtet. Das gibt mir die Zeit, mich nach Dienst wieder beim TSC zu engagieren. Mit der Rückkehr ins Büro nach Bonn wird das schwieriger werden. Ich hoffe jedoch, dass ich den Vorstand weiter im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit unterstützen und so meiner Verbundenheit zum TSC Ausdruck verleihen kann.

Können Sie beurteilen, wie es um die Zukunft des Tauchsports in Schwelm aussieht?
Ich bin nicht in der Position, um das für den Verein abschließend zu bewerten. Die vorübergehende Schließung des Hallenbades wird nach neuesten Erkenntnissen noch mindestens bis zum Februar 2022 andauern. Ob es überhaupt noch möglich sein wird, das Schwelmer Hallenbad fürs Tauchen zu nutzen, bleibt fraglich. Und das Freibad ist keine ganzjährige Alternative. Auch hier muss man abwarten, wie die Zukunft dieses Bades, das ja in freier Trägerschaft eines Vereins betreiben wird, aussehen wird. Dem Vernehmen nach wird derzeit eine Kooperation mit der Stadt Ennepetal geprüft.

 

Schwelm. Der Tauchsportclub Schwelm geht einer ungewissen Zukunft entgegen. Die Frage, ob und wie künftig eine Ausbildung durch die erfahrenen und geschulten Tauchlehrer möglich sein wird, kann so ohne Weiteres nicht beantwortet werden. „Wir stehen schon seit Monaten in den Startlöchern, um mit der Ausbildung zu beginnen“, so TSC-Tauchlehrer Peter Siepmann. „Das Hallenbad unserer Kreisstadt ist seit Jahrzehnten das Epizentrum des Tauchens für den gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis. Leider warten wir seit fast einem Jahr auf dessen Wiedereröffnung. Auf die vielen Anfragen der Menschen nach einer fundierten Tauchausbildung würden wir gern verlässlich reagieren können.“

Klar ist allen Beteiligten auch, dass die Investitionsbereitschaft der Stadt Schwelm in eine nachhaltige technische Optimierung des Hallenbades ihre Grenzen hat. „Für das Projekt „Ganzjahresbad“ sehen wir die erforderliche Finanzierung noch in weiter Ferne“, so Peter Siepmann. „Es wird jetzt Zeit für eine klare Positionierung der politisch Verantwortlichen zugunsten der Bäderwelt in Schwelm“.

Gleichwohl bleibt der TSC Schwelm optimistisch. „In den 55 Jahren unseres Bestehens waren wir immer wieder mit schwierigen Rahmenbedingungen konfrontiert,“ betont Vorsitzender Wolfgang Klein. „Bislang haben wir immer einen Weg gefunden, den Menschen im Kreis die Schönheit der Unterwasserwelt nahezubringen. Das ist der Anspruch, mit dem wir in die Zukunft gehen.“

Wer mehr über den Tauchsport und den TSC Schwelm erfahren möchte, erhält umfassende und spannende Informationen unter tsc-schwelm.de.